Netzwerk Begabungsförderung Saar wird verstärkt 

Im Saarland entsteht ein bundesweit einmaliges Angebot für begabte Kinder und Jugendliche – ein die ganze Bildungsbiografie umspannendes Netzwerk von Beratungsressourcen. Denn Begabte brauchen individuelle Beratung und die Begabtenförderung profitiert von Diagnostik- und Beratungskompetenzen.

Bereits vor einem Jahr begann die Karg-Stiftung gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes das zweijährige Qualifizierungsprojekt Karg Campus Beratung Saarland. Am 11. Mai 2017 fand im Ministerium für Bildung und Kultur in Saarbrücken dazu in Anwesenheit von Minister Ulrich Commerçon nun die erste Netzwerktagung statt.

Die Tagung diente der Information über das von den Projektteilnehmerinnen und -teilnehmern bereits gegründete Netzwerk beratender Fachkräfte, das sich nun erweitern will und den Kontakt zu denjenigen sucht, die ebenfalls im direkten Austausch mit Familien stehen. Neben Bildungseinrichtungen waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Jugendhilfe und dem Gesundheitssystem und weitere Akteure angesprochen. Die Familie ist der erste Bezugspunkt für Kinder und ist damit der primäre Lern- und Entwicklungsort. Die Vernetzung verschiedener Institutionen, die nah an den Familien sind, ist notwendig, um hilfreiche Maßnahmen ergreifen zu können.

Die Schlüsselfrage von Karg Campus Beratung Saarland lautet: Wie kommen mehr begabte Kinder und Jugendliche mit individuellen, kulturellen und sozialen Barrieren in den Genuss von Angeboten der Begabtenförderung? Denn bis jetzt gibt es auch im Saarland immer noch zu viele begabte Kinder und Jugendliche, die nicht erreicht werden.

„Wir wollen allen eine vielfältige, stärkenorientierte Beratung und Förderung anbieten. Damit schaffen wir die Grundlage für eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung  – auch von besonders begabten Kindern aus allen Schichten und Kulturen“, so Ulrich Commerçon.

Für die Netzwerktagung hatten sich Fachkräfte aus Kindertagesstätten, Schulen, Jugendhilfe, Wissenswerkstatt, Schülerlaboren, Stiftungen (StudienStiftungSaar, Roland Berger Stiftung), Ministerium für Bildung und Kultur, Lehrerbildung, Landeselternvertretung sowie Jugendärztlichem Dienst und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten angemeldet. Eine gute Gelegenheit also, miteinander über das Thema Begabtenförderung in Austausch zu kommen und die Begabtenförderung im Saarland voranzubringen!

Als erstes Bundesland qualifiziert das Saarland mit „Karg Campus Beratung“ systematisch alle – Fachkräfte aus schulpsychologischen Diensten, Erziehungs- und Familienberatungsstellen und der Beratungsstelle (Hoch-)begabung – gemeinsam in der Diagnostik und Beratung für besonders Begabte. Das von der Karg-Stiftung entwickelte Qualifizierungskonzept Karg Campus stellt die systematische Weiterbildung, individuelle Fach- und Prozessbegleitung und systemische Vernetzung der Beratungsfachkräfte und ihrer Beratungsstellen sicher. Karg Campus hinterlegt die Aufgabe des Findens und Förderns begabter Kinder und Jugendlicher sicher in die Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungslandschaft des Saarlandes. „Kein begabtes Kind muss dann mehr im Saarland verloren gehen. Hier im Saarland findet die ‚Gemeinsame Initiative von Bund und Ländern zur Förderung leistungsstarker und potenziell leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler‘ das so dringend benötigte Konzept für eine bessere Zukunft der Begabtenberatung und damit auch der Begabtenförderung“, so Dr. Ingmar Ahl, Vorstand der Karg-Stiftung.

 

Hintergrund:

Informationen Karg Campus Beratung Saarland

Dauer: 2 Jahre; Laufzeit 2015-2017

Ziel: Gemeinsame Qualifizierung von Fachkräften aus schulpsychologischen Diensten, Erziehungs- und Familienberatungsstellen und der Beratungsstelle

(Hoch-)begabung in der Beratung für besonders begabte Kinder und Jugendliche und deren Familien.

Instrumente: Qualifizierungskonzept Karg Campus Beratung mittels systematischer Weiterbildung, Fach- und Prozessbegleitung und Vernetzung.

Träger: Karg-Stiftung und Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes

Projekt in Kooperation mit: der Psychologischen Hochschule Berlin und weiterer Akteurinnen und Akteuren in Fachpraxis und Fachwissenschaft

 

Was wurde bis jetzt erreicht?

  • In dem Themenfeld ‚Beratung und Förderung von begabten Kindern und Jugendlichen‘ im Zusammenhang von Grundsatzthemen der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wurde systematisch, prozesshaft und partizipativ weitergebildet (Modul 1: Grundlagen Konzept Hochbegabung, Modul 2 u. 3: Leistungs- und lernbezogene diagnostische Fragestellungen und Instrumente, Modul 4: Beratung in der Expertise- und Exzellenzförderung).
  • Die systemische Fach-und Prozessbegleitung unterstützt die Übersetzung in das jeweilige Beratungsangebot.
  • Das systematische Vernetzen, persönliche Kennenlernen, Verständnis und der Austausch der jeweiligen Arbeitsfelder führen bereits jetzt schon dazu, dass Hilfesuchende präziser beraten und zielführender im Dialog weiterempfohlen werden.

 

Wie geht es weiter?

Aufgrund der eigenen Erfahrungen wollen nun die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den systematischen Qualifizierungsprozess fortsetzen (Modul 5: Beratung bei Anliegen mit Fokus auf die Persönlichkeitsentwicklung, Modul 6: Methodische Herausforderung in der Beratung hochbegabter Kinder und Jugendlicher, Modul 7: Elternberatung im Hinblick auf die Interaktion mit klugen Kindern, Modul 8: Familien hochbegabter Kinder und deren professionelle psychologische Beratung, Modul 9: Schulberatung bei Fragestellungen zur Hochbegabung).

  • ihre eigene Professionalität und die ihrer Beratungseinrichtungen in der Beratung Begabter vertiefen.
  • und sich stärker fall- und themenbezogen vernetzen und das eigene Netzwerk stetig vergrößern.

 

Das Ministerium für Bildung und Kultur 

Das Saarland unterhält traditionell ein vorbildliches und leistungsfähiges Fördersystem für begabte Kinder und Jugendliche. Es kennzeichnet schulergänzende Angebote wie v.a. die Akademie Hochbegabung in St. Ingbert sowie die landeseigene Beratungsstelle (Hoch-)begabung. Als zentrales Kompetenzzentrum widmet sie sich seit 2000 den Belangen begabter und potenziell besonders leistungsfähiger Kinder und Jugendlicher und verantwortet und gestaltet die Begabungsförderung im Saarland. Beratung, Förderung und Qualifizierung werden „aus einer Hand“ angeboten. Mit dem Projekt Karg Campus Beratung Saarland wird das  Beratungsangebot und die multiprofessionelle Kooperation mit anderen Institutionen weiter ausgebaut und professionalisiert.

Die Karg-Stiftung

Hochbegabte Kinder und Jugendliche sind Thema – die Gestaltung des deutschen Bildungssystems in der Hochbegabtenförderung ist Auftrag der Karg-Stiftung. Nah an den Bedürfnissen des hochbegabten und potenziell leistungsstarken Kindes und dem Bildungsalltag sucht sie professionell und partnerschaftlich bessere Wege für die Förderung Hochbegabter. Im Mittelpunkt steht das Qualifizierungskonzept Karg Campus, das Schulen, Kitas und Beratung den Weg in die Begabtenförderung ebnet. Die Karg-Stiftung, errichtet 1989 von dem Unternehmer Hans-Georg Karg und seiner Frau Adelheid, ist die größte in der Hochbegabtenförderung tätige deutsche Stiftung.

 

 

Foto: Andreas Reeg